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Einblick – Bekämpfung des Analphabetismus bei Jugendlichen - eine Herausforderung für Europa
23.08.2012, 09:15 (CET)
Während Millionen Schüler in ganz Europa sich auf ein neues Schuljahr vorbereiten, ist es schwer zu erklären, dass es der Statistik zufolge  einem von fünf 15-Jährigen in der Europäischen Union an grundlegenden Lese- und Schreibfertigkeiten mangelt. Das hat ernsthafte soziale Dimensionen, denn es kann ein Hindernis für ihre künftige Berufstätigkeit darstellen und zur sozialen Ausgrenzung führen. Die Europäische Kommission hat festgestellt, dass  Handlungsbedarf besteht und am 5. und 6. September wird die Gruppe hochrangiger Sachverständiger für Alphabetisierung der EU ihre Strategievorschläge auf der Ratspräsidentschaftskonferenz zur Alphabetisierung unterbreiten.

Die Lesekompetenz von zwanzig Prozent der Fünfzehnjährigen in der Europäischen Union wurde 2009 als zu niedrig bewertet. Die weltweite Studie, die vom Programm für internationale Schülerleistungsbewertung (PISA) durchgeführt wurde, einem Projekt der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), untersucht die Leistung von Fünfzehnjährigen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften.

Die Studie, die alle drei Jahre durchgeführt wird, zeigt, dass die EU in diesem Bereich schlechter als vergleichbare Länder in anderen Teilen der Welt abschneidet. So beträgt dieser Anteil in den Vereinigten Staaten von Amerika  18 Prozent, in Japan  14 und in Kanada  10 Prozent.

Leistungsschwache Schüler im Bereich Leseverstehen, also Schüler die nur die elementarsten Leseaufgaben meistern können – wie beispielsweise das Lokalisieren rudimentärer Informationen und die Bestimmung des Hauptthemas des Textes -  haben wahrscheinlich auch außerhalb der Schule Schwierigkeiten.

 Ausgeschlossen vom Arbeitsmarkt und der Gesellschaft

„Zu viele Europäer sind vom Beschäftigungsmarkt ausgeschlossen und finden es schwer, einen umfassenden Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, weil sie über mangelnde Lese- und Schreibfertigkeiten verfügen“, sagt die Europäische Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla Vassiliou.

Schätzungen zufolge wird der Anteil der Arbeitsplätze für Hochqualifizierte bis zum Ende dieses Jahrzehnts von derzeit 29% auf 35% steigen. Das erschwert denjenigen, denen es an entsprechenden Lese- und Schreibfertigkeiten mangelt, die Möglichkeit  eine Beschäftigung zu finden und es besteht eine reale Gefahr für ihren gesellschaftlichen Ausschluss.

Nicht nur bei Schülern, sondern auch bei Erwachsenen besteht Handlungsbedarf. Etwa 80 Millionen europäische Erwachsene, schätzungsweise ein Drittel der Arbeitskräfte in der EU, haben nur geringe bzw. grundlegende Fertigkeiten.

In einer Welt des raschen Wandels, wo lebenslanges Lernen als Schlüssel für Beschäftigung, wirtschaftlichen Erfolg und die vollständige Einbindung in die Gesellschaft gilt, ist der Mangel an Lese- und Schreibfertigkeiten äußerst problematisch. Durch die Bekämpfung des Analphabetismus werden die positiven Auswirkungen auch in einer Reihe von anderen Bereichen, wie Armut, Beschäftigungsfähigkeit und Gesundheit, spürbar sein.

Ziel ist eine fünfprozentige Verringerung

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden acht Jahren den Anteil der 15-Jährigen mit mangelnden Lesefertigkeiten auf 15 Prozent zu senken, und hat dieses Ziel zu einer der fünf gemeinsamen EU-Richtwerte (Benchmarks) im Bereich der Bildung erklärt.

„Wenn wir unsere Ziele von Europa 2020 für intelligentes und inklusives Wachstum verwirklichen wollen, müssen wir jetzt handeln, um das Problem zu bewältigen“, ergänzt Frau Vassiliou.

Da jeder Mitgliedsstaat  über sein eigenes Bildungssystem verfügt, soll die EU-Politik die nationalen Aktionen unterstützen. Um zur Verbesserung der Alphabetisierung in der EU beitragen zu können, hat die Kommission eine Reihe von zielgerichteten Projekten und Studien initiiert.

Kommissarin  Vassiliou hat „Europa hat Spaß am Lesen“, eine Sensibilisierungskampagne, die bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Leselust wecken soll, ins Leben gerufen. Die Kommission hat auch zwei Studien in Auftrag gegeben, die umfassendere Informationen über das Lesen, die Einbeziehung der Eltern in den Alphabetisierungsprozess und die Vermittlung von Lesefertigkeiten sammeln sollen. Diese Studien dienen dazu, einige entscheidende Aspekte zu ermitteln, die den Erwerb von Lesekompetenz beeinflussen, erfolgreiche Praktiken und  Aktionen auf nationaler Ebene hervorheben, um die Leseleistung zu verbessern.

Unterbreitung von Vorschlägen zur Alphabetisierung

Im Februar letzten Jahres rief die Kommission auch eine hochrangige Gruppe für Alphabetisierung ins Leben, die damit beauftragt ist, das Thema der Verbesserung der Lesekompetenz in Europa sichtbar zu machen und politische Impulse zu setzen, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse analysiert und feststellt, welche Strategien am wirksamsten sind und auf welche Weise. 

Zur Gruppe, die unter dem Vorsitz von Prinzessin Laurentin der Niederlande, Sonderbotschafterin für Alphabetisierung der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) arbeitet, gehören Sachverständige für Alphabetisierung aus Hochschulen, Politik und Wirtschaft.

 

Ihre Ergebnisse werden am 5. und 6. September auf der Konferenz für Alphabetisierung, die im Rahmen der zyprischen Ratspräsidentschaft im Filoxenia-Konferenzzentrum in Nikosia (Lefkosia) stattfindet, Wissenschaftlern, politischen Entscheidungsträgern und anderen Akteuren in Bildungsbereich vorgestellt und gemeinsam erörtert.

Sinnvoller Beitrag für politische Entscheidungsträger in ganz Europa

„Die Schwerpunktsetzung der Alphabetisierung sowie die politischen Empfehlungen der hochrangigen Gruppe für Alphabetisierung werden einen sinnvollen Beitrag für politische Entscheidungsträger in ganz Europa leisten, welcher der Förderung der Lesekompetenz dient und Programme zur Prävention und Früherkennung in den Bildungssystemen unterstützt“, sagt Dr. Athena Michaelidou, Direktorin des Pädagogischen Instituts Zyperns, im Auftrag der Organisatoren der Konferenz.

Mit Hilfe der Vorschläge der Gruppe wird die zyprische Ratspräsidentschaft für die informelle Sitzung der Bildungsminister im Oktober 2012 eine Diskussionsgrundlage ausarbeiten und anschließend die Schlussfolgerungen des Rates zur Annahme durch die Bildungsminister im November 2012 vorlegen. Aus diesem Grund werden die Mitgliedsstaaten und die Kommission zusammenarbeiten, um die Lesekompetenz in ganz Europa im Kontext des strategischen Rahmens der Zusammenarbeit im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung  zu verbessern.

„Die Diskussionen und Empfehlungen, die sich aus der Konferenz ableiten, werden die Notwendigkeit für systematische Bemühungen von allen Beteiligten für den Abbau von Analphabetismus aufzeigen und praktische Vorschläge zum Handeln unterbreiten“, ergänzt Dr. Athena Michaelidou.

 

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